Wer schrieb Beethovens Zehnte? / Buch / Harald Asel

Wer schrieb Beethovens Zehnte? / Buch / Harald Asel. Eichborn Verlag. Listenpreis zw. 20-30€.

---> Das behalten wir doch lieber... ;-)

Kommentare:

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Ein hervorragend recherchiertes amüsantes Sachbuch für Liebhaber der klassischen Musik in Form eines Nachschlagewerkes.Auch vermeintliche Kenner werden bei der Lektüre noch auf überraschende Dinge stoßen.

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Das Buch von Harald Asel gehört zu den besten Musikbüchern, die ich zum Thema Musikgeschichte und Musiktheorie gelesen habe. Das Buch ist wie ein Lexikon alphabetisch aufgebaut. Zu jedem nur erdenklichen Thema gibt es kurze Geschichten (amüsant, lehrreich), die in normalen Musiklexika fehlen, die manchmal nur in CD-Booklets verbreitet werden und dieses Buch ist ein MUSS für Liebhaber der klassischen Musik!

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Das Buch ist sicher seine 5 Sterne wert, entsprechend konnte ich
als Beschenkter ehrliche Freude zeigen. Meinen Vorrezensenten stimme ich zu.

Autor:

Harald Asel, Jahrgang 1962, wurde in Kaiserslautern geboren. Er studierte Philosophie, Musikwissenschaft und Germanistik in Freiburg und Berlin und arbeitet heute als Kulturjournalist für den Rundfunk. Er lebt in Berlin.

Ausschnitt:

a = mehr oder minder 440 Hz-> Kammerton aAbsolutes GehörEs ist das gis. Dieser Ton versaut alle Statistik. Als Besitzer desabsoluten Gehörs gelten diejenigen, die zwischen 70 und 100%der Tonhöhen bei einem Test exakt und ohne weitere Hilfsmittelvorhersagen können. Neueste Untersuchungen in den USAbehaupten jetzt: beim gis liegen die meisten von ihnen daneben.Was auf den ersten Blick verwundert, wird verständlich, wennman bedenkt, dass das richtige Erfassen von exakten Tonhöhenund Tonarten seit etwas mehr als zweieinhalb Jahrhundertendeutlich erschwert ist. Zum einen liegt das an der "temperiertenStimmung" (->Wohltemperiert), also an der geringfügigen Verstimmungeinzelner Intervalle, um zwölf gleichmäßig großeHalbtöne in einer Oktave unterzubringen. Zum anderen findetein allmählicher Anstieg der Hertzfrequenz für den Stimmtona statt (->¨Kammerton a). Heute existieren je nach Ensemble verschiedeneStimmungen. Mal hat das a 392 Hz, mal 415 Hz, mal440 Hz, mal 446 Hz. Da hat sich das absolute Gehör mächtiganzustrengen. Oder sagen wir besser, sonst wäre es ja nicht absolut,im Kopf ständig neu zu rechnen.Fast jeder, so meinen manche Forscher, hat mit der Geburtdiese besondere Fähigkeit des sicheren Tonortens, er verliert sieaber rasch. Im Erwachsenenalter bleibt nur jeder 10 000steübrig. Optimistischere Schätzungen sprechen immerhin vonunter 1%.Um diese angeborene Sonderbegabung zu fördern, setzendie Verfechter einer Umwelttheorie auf frühkindliche Prägung,plädieren also für Musikunterricht für Kinder zwischen dreiund fünf Jahren zur Ausbildung des absoluten Gehörs. EinigeMenschen behalten das absolute Gehör im Erwachsenenalteraufgrund eines genetischen Defekts, des so genannten Williams-Beuren-Syndroms. Das sorgt bei den Betroffenen für eineausgeprägte Musikalität, allerdings auch für erhöhte Geräuschempfindlichkeit.Nicht immer ist ein absolutes Gehör also einGewinn.Zudem gibt es große nationale Unterschiede, für die seitensder Forschung noch keine hinreichenden Erklärungen gefundenwurden. Liegt es an der Ausbildung oder doch an derunterschiedlichen Musikalität der Sprachen, dass Franzosenbesser abschneiden als US-Amerikaner? Haben Sprecher vonSprachen, die Wörtern je nach Tonhöhe oder Satzmelodie verschiedeneBedeutungen zuteilen, größere Chancen auf dasabsolute Gehör? Das konnte die beeindruckende Musikalitätbei Chinesen, Koreanern und Japanern erklären. Obwohl diedortigen traditionellen Musikkulturen mit anderen Tonskalenarbeiten als der europäischen Tonleiter. Und wieso ist eigentlichdas gis der Ausreißer? An der Universität von Kalifornienhaben gerade mal die Hälfte der hochmusikalischen Probandenden Ton richtig bestimmt, halb so viele lagen mit der Vermutung"a" knapp daneben. Oder, wie meine Klavierlehrerin beimAnschlagen der falschen Tasten sagte: "A miss is as long as amile" - dicht daneben ist auch vorbei. Offensichtlich führenhäufige Besuche von Konzerten klassischer Musik nicht, wieman zunächst denken könnte, zu einem treffsicheren Bestimmender Tonhöhen. Ganz im Gegenteil. Wer dem Stimmvorganglauscht, bei dem ein Orchester sich nacheinander auf eingemeinsames a einigt, der wird möglicherweise erst recht verunsichert.Zumindest bei Tönen, die nahe beieinander liegen.Beruhigend ist, dass bei Untersuchungen mit Berufsmusikernder Anteil derer, die ein absolutes Gehör besitzen, imHöchstfall nur 20 % betrug. Die restlichen 80 % waren darumkeine schlechteren Musiker.

 

 

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